Angespielt – Capital Lux

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Schachtelrückseite, Bildquelle: BGG

Und der nächste Essen-Einkauf in längerer Besprechung.

Capital Lux ist mit seinen paar Dutzend Karten und Münzen schon fast ein Microgame. Wir versuchen zu täuschen, bluffen, das Risiko zu minimieren und unsere Aktionen richtig zu timen, um über die anderen Spieler zu triumphieren.


Wie funktioniert das?

Vier Kartenfarben gibt es, je mit Werten von 2 bis 6 in mehrfacher Ausführung. Drei große Runden werden gespielt, in jeder davon draften wir uns sechs Handkarten zusammen und spielen diese nacheinander einzeln aus, bis ein Spieler kartenfrei ist.

Wer an der Reihe ist, legt eine Karte offen vor sich aus, oder er legt sie in die Mitte, beides nach Farben sortiert, versteht sich. Ziel des Spiels ist es, möglichst viel Kartenwert in die eigene Auslage zu bekommen, dabei aber stets weniger, als von der jeweiligen Farbe in der Mitte liegt. Habe ich etwa gelbe Karten mit Wert 10 ausgelegt, und in der Mitte befinden sich gelbe Karten mit Wert 7, so werde ich eine gelbe 4 vermutlich in die Mitte spielen wollen. Oder hoffen, dass die Mitspieler gelbe Karten dazulegen, und ich die 4 bei mir selbst unterbringen kann.

Karten, die in die Mitte gespielt werden, gewähren zusätzlich eine Aktion.

  • Grüne Karte: Ziehe eine zusätzliche Handkarte.
  • Gelbe Karte: Nimm eine Münze. Diese kann man ausgeben, um die Differenz zwischen eigenen Kartenwerten und Kartenwert in der Mitte auszugleichen.
  • Rosa Karte: Ziehe die niedrigste Karte eines Stapels aus der Mitte in deine Auslage.
  • Blaue Karte: Ziehe einen Modifikator (-3 bis +4) und lege ihn verdeckt neben einen der vier Stapel in der Mitte. Nur du selbst weißt also, welcher Kartenwert nun erlaubt ist.

Am Ende der Runden wird überprüft, wer den erlaubten Wert überschreitet, der muss dann all seine Karten dieser Farbe entsorgen. Wer danach den jeweils höchsten Wert hat, bekommt Bonuspunkte in Form der höchsten Karte dieser Farbe aus der Mitte. Die restlichen Karten bleiben liegen, wir draften neue Karten und spielen weiter. Nach drei Runden zählen wir die Bonuspunkte und unsere Kartenauslagen zusammen, und wer die meisten Punkte hat, hat natürlich gewonnen.


Wie fühlt sich das an?

Ich mag’s.

Zunächst einmal haben die Karten eine wunderbare retrofuturistische Optik. Ich mag diesen Stil sehr gerne. Es hat auch irgendein Thema in dieser Richtung, ich glaube, die Capital Lux soll der Kartenhaufen in der Mitte sein, und wir schicken irgendwelche Agenten und kämpfen um Einfluss, das ist im Spielgeschehen selbst aber weitestgehend egal.

Das Grundprinzip, dieses Mehr als alle anderen, aber weniger als in der Mitte, ist einfach eine schöne Idee und sorgt für sich alleine schon für knifflige Entscheidungen und spannende Momente. Schon das Timing, die Reihenfolge, in der man seine Karten ausspielt, ist eine spannende Geschichte. Spiele ich Karten vor mir aus, erkläre ich gewisse Absichten. Spiele ich erst in die Mitte, gewähre ich den Mitspielern Planungssicherheiten. Durch die Bonusaktionen der Farben wird das Grundprinzip nochmal zusätzlich variiert und aufgebrochen. Auch das Draften wird von Runde zu Runde interessanter, weil die vorherigen Karten liegen bleiben. Es lohnt sich eher selten, einfach die höchsten Karten rauszugrabschen. Heraus kommt ein Spiel, das in 5 Minuten erkärt ist, aber dennoch Spaß und ausreichend Spieltiefe bietet.

Dabei stellt sich wieder ein Effekt ein, den ich schon bei Imhotep beobachten konnte: Zu zweit fange ich an, herumzurechnen. Alles ist halbwegs abzähl- und planbar, es wird zu einem kopflastigen Duell, wir schweigen uns eher konzentriert an. Zu dritt fange ich schon an, das aufzugeben, und spiele es eher locker-flockig runter, eher hoffend als planend. Wird schon irgendwie passen, was ich da tue. Welche Spieleranzahl besser funktioniert, überlasse ich dem Leser, Spaß macht mir beides.


Wertung

Kleine Packung, kleiner Preis, hübsche Bilder, kurze Regeln, aber mit einem interessanten Einfall und spannendem Spielgefühl. Ein Filler, wie ich ihn mag. Ab in die Sammlung damit, 8/10.

6 Gedanken zu “Angespielt – Capital Lux

  1. Danke für das Review bzw die Einschätzung.
    Ich hatte das Spiel aus einer Kombination von „ist günstig“ und „Oh, ich mag das Artwork irgendwie“ mitgenommen, aber konnte bisher nur die Regeln lesen und nicht selbst spielen.
    So wie es aussieht, scheint meine Intuition ja nicht ganz schlecht gewesen zu sein. 😉

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    • Tja… Öhhh… Nein, sorry. So ist das manchmal mit Messeschätzen, die liegen dann nicht unbedingt sofort im Handel rum.
      Ich habe ein Exemplar auf BGG gefunden, aber mit 20€ etwas überteuert, ansonsten kommt man da aber wohl erstmal nicht ran.
      Weder Pixie Games noch Aporta Games haben einen Shop auf ihrer Seite.

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