Barbaria – Statusupdate

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Lecker! Motiv für die Promokarte

Es wird Zeit, mal wieder von meiner Autorentätigkeit zu berichten. Ich freue mich, ankündigen zu dürfen, dass mein erstes Spiel demnächst erscheinen wird.

Was folgt, dreht sich natürlich vor allem um mein Spiel, aber vielleicht ist es trotzdem ganz spannend zu lesen, wie so ein Veröffentlichungsweg aussehen kann.


Die Suche nach einem Partner

Nachdem Barbaria in meinen Augen „fertig“ war (wie naiv), dachte ich natürlich über eine Veröffentlichung nach. Freundeskreis und diverse Autorenkollegen hatten es für gut befunden, was sollte also schon schief gehen können?

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Spieleautorentreffen in Bochum. Foto: Dietmar Wäsche, für einen Zeitungsartikel in der WAZ

Ich habe im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen wohl ein gewisses Illustrationstalent, allerdings ist das nicht nur von Vorteil: Dadurch lege ich mich auch fest, ich möchte eigentlich schon meine Bilder in meinem Spiel sehen. Das macht mich etwas unflexibel.

Bei den alteingesessenen deutschen Verlagen machte ich mir daher zunächst wenig Hoffnungen, das Thema ist schlicht zu „barbarisch“. Wem sollte ich es also in die Finger geben? Oder sollte ich es gar alleine wagen, etwa über Kickstarter? Um dort eine Kampagne erfolgreich abzuschließen, fehlt mir vermutlich aber einfach die Reichweite und das Marketingtalent. Kurzum: Ich traute es mir nicht so recht zu.

Als erste Station steuerte ich den Spielewahnsinn Herne an, eine Miniaturausgabe der Messe in Essen. Hier geht es weitaus gemütlicher zu, man muss nicht überall drängeln, der Lärm ist nicht so ohrenbetäubend, und man kann tatsächlich ein wenig mit den Leuten an den Ständen quatschen. Mein Ziel waren die Kleinverlage, um mir ein paar Tipps abzuholen, wie man eine Veröffentlichung, eventuell im Eigenverlag, überhaupt angeht. Das Wochenende verlief recht erfolgreich, ich hatte nicht nur nützliche Ratschläge, sondern auch möglicherweise interessierte Partner gefunden.

Kurz darauf folgte das Autorentreffen in Göttingen. Ich habe hier ein bisschen über meinen ersten Besuch 2015 gesprochen, damals war ich aber mehr oder weniger „mit einem Messer zu einer Schießerei“ gekommen. Wie das halt so ist, wenn man absoluter Anfänger ist. Diesmal konnte ich mich wesentlich besser verkaufen, vor allem, weil meine mitgebrachten Spiele einfach besser waren. Ich hatte diverse interessierte Verlage am Tisch sitzen, wäre doch gelacht, wenn sich da niemand melden würde.

Besondere Hoffnungen setzte ich in den Heidelberger Spieleverlag, weil die tatsächlich ein Sortiment anbieten, in dem sich meine halbnackerten Barbaren zu Hause fühlen könnten. Und tatsächlich saßen die auf einmal bei mir rum und forderten einen Prototyp an.

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Heidelberger Redakteure an meinem Tisch, ich habe Grund zur Freude. Fotograf: Autorenkollege und Hippodicer Carsten Lauber.

Über die Arbeit mit einem Spieleverlag

Was folgte, war eine ziemlich wilde Phase. Entgegen meiner Erwartungen von „langsam mahlenden Mühlen“ legten die Heidelberger ein ordentliches Tempo vor. Mein Prototyp wurde mehrfach getestet und für gut befunden, allerdings sei er natürlich noch lange nicht fertig. So bekam ich mehr oder weniger eine Liste vorgesetzt, was noch fehlte.

  • Solovariante: Etwas, an das ich nicht im geringsten gedacht hatte. Ich hatte meine Barbaren stets als lustigen kleinen Filler für Spieleabende vorgesehen, nicht als Knobelaufgabe für daheim.
  • Mehr Interaktion: Zunächst wurde alle negative Interaktion („Ich klaue dir etwas“) gestrichen. Dadurch war das Spiel bis auf seinen Kernmechanismus etwas zu solitär. Wir versuchten verschiedene Ansätze, etwa Gruppenquests, gemeinsame Kämpfe, Zweckbündnisse, andere Rollenverteilungen.
  • Mehr Karteneffekte: Ich hatte zuvor eigentlich nur zwei Möglichkeiten drin, mit den Würfeln zu spielen: neu werfen und höher drehen.

Wohlgemerkt hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen Vertrag unterschrieben. Ich ging mit der Arbeit an diesen Vorgaben also unbezahlt in Vorleistung, etwas, das ich vielleicht nicht hätte tun sollen. An dieser Stelle kollidiert das Hobby Autor mit dem Beruf Autor.

Nichts desto trotz fand ich diese Zusammenarbeit sehr fruchtbar. Es ist einfach etwas völlig anderes, alleine im stillen Kämmerlein zu brüten und auf Ideen zu warten, oder fast täglich mit einem Profi die Auswirkungen von möglichen Änderungen zu diskutieren. Das Spiel machte dadurch nochmal einen ordentlichen Sprung vorwärts. Im Nachhinein kann ich gar nicht mehr so recht sagen, auf wessen Mist welche Neuerungen gewachsen sind, aber Barbaria hatte nun:

  • Wieder eine Währung: Man kann bestimmte Karten kaufen, aber freier als zuvor.
  • Gemeinsame Kämpfe: Möchten das beide Parteien, so können die schwierigen Aufgaben gemeinsam mit Mitspielern erledigt werden.
  • Bunte Siegpunkte: Statt einer Sorte Punkte gibt es jetzt fünf. Das sorgt in erster Linie dafür, dass das Spiel gegen Ende spannend bleibt.
  • Ein einzelnes Kartendeck: Die Gegenstände stehen als Belohnung direkt auf den Monsterkarten oder werden zufällig zum Kauf angeboten, die Bosse werden ebenfalls untergemischt und tauchen auf, wann immer sie es für richtig halten.

Diese Version könnt ihr hier finden. In der Hoffnung, ein bisschen mehr Feedback von außen zu bekommen, richtete ich außerdem eine eigene Seite auf BGG ein, die ist aber immer noch ein bisschen verwaist.


Ein unverhofftes Angebot

Dann trudelte auf einmal eine Email von Hobbyworld bei mir ein. Ich hatte in Göttingen kurz mit ihrem Redakteur gesprochen und Visitenkarten ausgetauscht, aber eigentlich nichts erwartet. Sie hatten das Spiel ausgedruckt, gespielt und getestet, und boten mir nun einen Vertrag an. Nachdem ich ausreichend Luftsprünge getan hatte, lagen drei Schritte auf der Hand:

  • Rausfinden, wer das überhaupt ist: Hobbyworld ist ein Verlag aus Moskau, der sein Hauptaugenmerk darauf richtet, ausländische Titel für Russland zu lokalisieren. Sie haben aber auch eigene Titel im Angebot, etwa das vielbeachtete Spyfall.
  • Mit den Heidelbergern sprechen: Das Schicksal wollte es leider so, dass genau zu diesem Zeitpunkt der Verlagschef verstarb, es gab daher niemanden, der mir ein Gegenangebot hätte machen können. Man riet mir, das Angebot anzunehmen, und wünschte mir viel Glück.
  • In die SAZ eintreten: Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie ein Vertrag aussehen und was ich nicht unterschreiben sollte. Geschäftsführer Christian Beiersdorf nahm sich sofort die Zeit, den Vertrag zu studieren, und lenkte mein Augenmerk auf einige kritische Passagen, die ich aber zum Glück allesamt ändern lassen konnte.

Juhuu! Mein erster Vertrag!


Und weiter geht’s!

Nun ging die Arbeit am Spiel weiter, wie zuvor mit den Heidelbergern. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich jetzt tatsächlich eine gewisse Sicherheit und vor allem Geld auf dem Konto hatte. 😉

Weil Hobbyworld bisher nur eine längst überholte Variante gesehen hatte, gab ich ihnen erstmal ein ausführliches Update. Sie beschlossen, beide Versionen zu kreuzen. Zusätzlich kam es noch zu einer Reihe weiterer Änderungen.

  • Die Solovariante fiel zu meiner Erleichterung sofort wieder weg.
  • Die Balance wurde angepasst, gewisse Karten waren zu einfach oder zu stark.
  • Neue Barbaren mit interessanten Fähigkeiten fanden ihren Weg ins Spiel.

Außerdem gab ich natürlich ein Riesenbündel Illustrationen in die Hände ihres Hausgrafikers. Ich wusste nicht genau, was er damit anstellen würde, aber meine Bilder würden zumindest die Grundlage für die fertigen Karten liefern.

Der aktuelle Prototyp wurde der Weltöffentlichkeit (hust!) auf der Spielwarenmesse Nürnberg vorgestellt. Ich selbst hatte leider keine Zeit, dort aufzutauchen, aber wenigstens ein Blogger hat es entdeckt:

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Erster Schachtelentwurf. Bildquelle: Brettspielelabor

Ausblick

Einen genauen Veröffentlichungstermin kann ich noch nicht nennen, aber das wird dann eh auf russisch sein, womit vermutlich kaum einer meiner Leser etwas anfangen kann.

Ich gehe aber stark davon aus, dass ihr es spätestens zur Messe in Essen zu Gesicht bekommen und mit englischen Regeln erwerben können werdet. Das Spiel selbst ist weiterhin sprachneutral, die Regeln weiterhin nicht unbedingt kompliziert.

 

 

 

7 Gedanken zu “Barbaria – Statusupdate

  1. Ich hatte das Thema über die Jahre immer wieder mal hier und auch bei der Tabletopwelt verfolgt, wenn auch nicht im Detail. Sehr spannend als Laie einen groben Einblick in die Spieleentwicklung zu bekommen, mit dem Einbringen neuer Ideen, Entwickeln und Verwerfen von Spielmechaniken, zahllosen Testspielen etc.
    Glückwunsch zum abgeschlossenen Vertrag! Die Zusammenarbeit mit dem namhaften Heidelberger Verlag hätte sicher auch seine Vorzüge gehabt. Aber so kommt DEIN Spiel mit DEINEN Grafiken raus!
    Kommt auf meine Merkliste für Essen. 🙂

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