Angespielt – 5 Minute Dungeon

 

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Cover, Bildquelle: BGG

Ein weiterer Eintrag in der Kategorie Dungeon Crawler in kurz. Ein bisschen ärgert es mich ja schon, wie viele dieser Titel gerade aus dem Boden geschossen kommen, und natürlich alle, bevor meine Version im Herbst erscheint… Meine schöne Zielgruppe! 😉

In 5-Minute Dungeon, nach erfolgreichem Kickstarter nun auf deutsch erschienen bei Kosmos, spielen wir gnadenlos auf Zeit. Wir feuern Karten in die Mitte, um in 5 Minuten einen Stapel Hindernisse und natürlich einen dicken Endboss aus dem Weg zu räumen.


Wie funktioniert das?

Jeder Spieler bekommt einen Helden, was soviel heißt wie: eine Spezialfähigkeit und ein Kartendeck. Auf den Karten finden wir neben diversen Sonderkarten vor allem Symbole, mit denen wir dann später die Karten im Dungeon bedienen müssen, um die nächste Karte aufdecken zu dürfen. So verlangt vielleicht irgendein Ork zwei Schwerter und einen Schild, und es geht erst weiter, wenn die Spieler als Gruppe diese drei Symbole in die Mitte geschmissen haben.

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Links normale Karten, rechts eine Sonderkarte, mittig ein Hindernis. Bildquelle: BGG

Dann stellen wir den Dungeon zusammen: Wir wählen einen von sieben Bossen, in aufsteigender Schwierigkeit. Er fordert selbst natürlich einen dicken Haufen Symbole, er sagt uns, wie dick der Stapel der Hindernisse wird, und wie viele Ereignisse wir dazumischen sollen. Ereignisse gibt es in gut, neutral und böse, etwa Ein Spieler muss seine Hand ablegen (böse) oder Alle geben ihre Kartenhand an den linken Nachbarn (neutral).

Im Spiel ackern wir uns dann einfach durch den Stapel, natürlich unter Zeitdruck, das verrät ja schon der Titel. Schaffen wir alle Karten und den Boss innerhalb von 5 Minuten, haben wir eine Partie gewonnen.


Wie spielt sich das?

Wenig überraschend geht es sehr hektisch zu. Wir wollen später irgendwas um die 50 Karten durchackern, ca. 6 Sekunden pro Karte, eher weniger, denn alles kostet Zeit: neues Hindernis aufdecken, Handkarten nachziehen, Ereignisse abwickeln… Für Absprachen ist – mit der Ausnahme einiger seltener Pausen – kein Raum vorhanden, alles muss von alleine funktionieren. Der geforderte Spielertyp ist ein Roboter, mit schnellen Reaktionen, präzisen Bewegungen.

Nächste Karte! – Scan: Schild, zwei Schwerter! – Schild! – Schwert! – Keiner ein zweites Schwert? Hier, ein Joker! – Nächste Karte! – Oh, Ereignis! Scan: Alle Spieler 3 Handkarten abwerfen! – Nachziehen! – Neue Karte! – Scan: Schild, zwei Schriftrollen! – Schild! – Schriftrolle! – … – Keiner eine Schriftrolle? Monstertyp Obstacle, Heldenfähigkeit, Karte besiegt! Nächste Karte! …

Wer sich „verhuddelt“ und Symbole abwirft, die es nicht (mehr) braucht, hat vielleicht nicht mehr genug Karten übrig, um bis zum Ende durchzuhalten. Wer zu lange braucht, um Entscheidungen zu treffen, verschwendet nicht nur Zeit, sondern vielleicht auch wertvolle Spezialkarten der Mitspieler, weil die sich genötigt sehen, das Spiel voranzutreiben.

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Schnell liegt ein unüberschaubar fetter Haufen aus allen Spielerdecks in der Mitte rum, zum Aufräumen bleibt keine Zeit! Bildquelle: BGG

Dass die Karten allesamt niedliche und witzige Illustrationen und Namen haben, ist zwar irgendwie nett, tritt aber natürlich völlig in den Hintergrund. Ich habe überhaupt erst beim Schreiben dieses Artikels entdeckt, dass da Bilder drauf sind, so fokussiert war ich während der Partie.


Wertung

Ein derart hektisches Spielgefühl wird vermutlich polarisieren, sowas mag man, oder man mag es halt nicht. Ich persönlich bin solchen Spielen meist eher abgeneigt, mir fehlen dann ein bisschen der „Tabletalk“, Ruhe und Entspannung. Mit 5-Minute Dungeon hatte ich aber keine Probleme, vermutlich weil die Partien so kurz sind. Der Stress ist angenehm fordernd, und irgendwie auch atmosphärisch.

Daraus leitet sich dann wohl auch der Wiederspielwert ab, dieses Spielgefühl  zu reproduzieren. Denn der Schwierigkeitsgrad macht mir ein klein wenig Sorgen: Wir besiegten in meiner Probepartie auf Anhieb und relativ locker 6 von 7 Dungeons. Vielleicht nur Glück, vielleicht sind wir einfach supergute Vielspieler, vielleicht ist es aber auch ein bisschen zu einfach.

Es wirkte auf mich auch so, als wären manche Fähigkeiten etwas unausgewogen. So besiegt etwa die heilige Handgranate automatisch jeden Boss, manche Karten können schlicht die Zeit anhalten, es gibt reihenweise Joker… Wir spielen kooperativ, daher ist eine fehlende Balance unter den Rollen erstmal kein echtes Problem, aber wie gesagt, das Spiel fühlte sich etwas arg leicht an. Vielleicht sind Hausregeln nötig.

Nichts desto trotz, ein schönes Spiel!

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