Angespielt – Fresko

freskofresco_aufbau
Bildquelle: Queen Games

Das Fresko in der Kathedrale ist über die Jahre etwas heruntergekommen, daher engagiert der Bischof zwei bis vier große Künstler. Ich spreche natürlich von uns. Zusammen mit unseren Gehilfen machen wir uns auf, Geld zu verdienen, Farben zu kaufen und dem Gemälde zu seiner alten Pracht zu verhelfen.

Das wäre ja alles kein Problem, nur müssten wir dazu blöderweise früh aufstehen, und das verträgt sich schlecht mit dem Künstlerleben.


Wie funktioniert das?

In der Mitte des Spielplans finden wir das titelgebende Fresko. Allerdings ist das Gemälde verdeckt von 25 hässlichen braunen Plättchen. Diese loszuwerden, ist das Spielziel und die Hauptquelle für die Siegpunkte.

Fresco funktioniert über eine Art Worker Placement, allerdings hat jeder sein eigenes geheimes Aktionstableau. Darauf legt er fest, wie sehr er sich an den fünf Phasen jedes Zugs beteiligt. Man hat insgesamt immer 4-6 Aktionen, und verteilt die auf je bis zu drei mal:

  • neue Farben auf dem Markt kaufen
  • festgelegte Farben ausgeben, um am Fresko zu malen
  • Portraits malen, das bringt Geld und kleinere Vorteile
  • die drei Grundfarben zu höherwertigen Farben mischen
  • die eigenen Arbeiter zufriedener machen

Die Spielerreihenfolge wird zu Beginn jeder Runde über die Aufstehzeit versteigert. Wer den Wecker früher stellt, darf seine Aktionen auch früher ausführen, nervt damit aber seine Mitarbeiter und muss höhere Preise am Markt bezahlen. Wer später kommt, kriegt die Reste fast umsonst hinterhergeschmissen.

Die Arbeiterzufriedenheit wird auf Leisten festgehalten, stressen wir unsere Meeple zu sehr, haben wir nur vier Aktionen, sind wir gütig bis nachlässig, bekommen wir eine Bonusaktion. So kommt das „4-6“ oben zustande.

Es gibt noch ein paar kleinere Nebenregeln, Zusatzmodule und Erweiterungen, damit ein runderes, spannenderes Doder komplexeres Ding draus wird, die ich an dieser Stelle aber ausklammern möchte: Die Nebenregeln gehen zu sehr ins Detail, und die Extramodule kenne ich nicht.


Wie finde ich das?

Es fällt sofort auf, dass Fresko handwerklich äußerst solide gemacht ist. Schönes, stabiles Material, gut verzahnte Mechanismen, und es wirkt sorgfältig ausbalanciert. Dabei sind meiner Meinung nach insbesondere drei schöne Aspekte hervorzuheben:

  • Dass das Gemälde nach und nach freigelegt wird, fühlt sich nicht nur optisch und haptisch gut an, sondern zeigt auch eindeutig unseren Spielfortschritt. Je mehr wir geschafft haben, desto schöner der Spielplan. Nett!
  • Farben mischen ist eine erfrischende Idee. Das läuft thematisch, wie man es sich vorstellt, zum Beispiel brauche ich für grüne Farbe je ein blaues und ein gelbes Klötzchen. Und Ressourcen Aufwerten funktioniert natürlich auch mechanisch.
  • Die hier gewählte Variante des Worker Placement spielt sich sehr angenehm. Ausgehend von unseren Aufstehzeiten planen wir alle gleichzeitig, das reduziert die Warte- und Nachdenkzeiten. Und es bietet stets interessante Entscheidungen: Wer später aufsteht, muss nehmen, was übrigbleibt, und sollte sich dessen bei der Akionswahl bewusst sein. Aber immer früh aufzustehen, das kann man sich auch nicht wirklich leisten. Wie löse ich das optimal?

Kurzum, Thema und Mechanik greifen hübsch ineinander, und es ist natürlich schon mal ein Pluspunkt, ausnahmsweise nicht an römischen bis mittelalterlichen Städten oder Bauernhöfen herumzufuhrwerken, sondern als Künstler zu arbeiten.

Aber macht es auch Spaß? Hier bin ich ein bisschen zwiegespalten. Ich kann es nicht so recht festmachen, weil ich trotz genauerem Hinschauen nichts finde, was mir langweilig oder eintönig erscheint. Trotzdem war ich nicht so sehr unterhalten, wie ich es gerne gewesen wäre. Ich fühle mich etwas an meine Erfahrung mit Splendor erinnert: alles ist gut, ich habe nichts zu meckern, aber trotzdem springt der Funke nicht so recht über. Irgendwann war der Bezug zum Thema weg, ich spielte halt irgendwie vor mich hin, aber ohne große Begeisterung: Hier ein buntes Klötzchen, da ein paar Münzen, wann kommt denn endlich die letzte Runde? Sind wir bald durch?

Also verbleibe ich mit: Sehr gutes Spiel, aber irgendwie nicht meins.  Der werte Leser möge sich selbst zusammenstricken, was er davon halten will. 😉

 

 

 

 

Ein Gedanke zu “Angespielt – Fresko

  1. Hallo Peter,

    die Rezi trifft unseren Eindruck genau – insbesondere der Vergleich zu Splendor. Ja, funktioniert. Auch alles ganz ordentlich – aber packend ist anders. Genau wie Du würden wir hier niemandem abraten, da ja auch Splendor Leute begeistern kann.

    Liebe Grüße
    Steffen

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar