Angespielt – Cottage Garden

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Spielmaterial, Bildquelle: BGG

Es ist wohl nicht das Schlimmste, was einem Kleinverlag passieren kann, wenn das erste Spiel direkt den Autorennamen Uwe Rosenberg trägt. Edition Spielwiese fiel ein solches Geschenk in den Schoß, und entsprechend schnell war dann wohl auch die Essenauflage verkauft.


Wie funktioniert das?

Jeder Spieler bekommt ein Punkteleistentableau und seine zwei ersten Gärten, die es zu bepflanzen gilt. Das sind 5×5 Felder, auf denen sich in unterschiedlicher Anordnung Blumentöpfe und Glasglocken befinden, die zwei Siegpunktquellen. Unsere Aufgabe besteht darin, nacheinander möglichst viele Gärten mit Beeten vollzustopfen, die ungefähr wie Tetrissteine geformt sind, und das im Idealfall, ohne die Siegpunkte zu überdecken.

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Im rechten Beispiel wurde wohl so gut wie jeder Siegpunkt überbaut, warum auch immer. Bildquelle: Spielregel

 

Wer an der Reihe ist, bewegt den Würfel im Uhrzeigersinn einen Schritt weiter um die große Auslage in der Mitte, nimmt sich ein Beet aus der jeweiligen Reihe, Spalte oder Diagonale und verbaut es in beliebiger Ausrchtung auf einen seiner Gärten.

Die Würfelaugen werden nur benutzt, um die Anzahl der gespielten Runden festzuhalten: Nach der fünften Runde endet das Spiel für alle, die gerade keinen Garten angefangen haben, der Rest muss unter Zeitdruck und mit eventuellen Minuspunkten in eine sechste Runde. Wir verbauen also insgesamt 25 bis 30 Beete (20 Würfelplätze mal 5-6 Runden, geteilt durch 4 Spieler).

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Verfügbare Puzzleteile, Bildquelle: Spielregel

Leert sich die Auslage, wird sie nach und nach wieder  aufgefüllt, dazu dient eine süße kleine Schubkarre, die um den Spielplan herumfährt und markiert, welche frei gewordenen Puzzleteile nachgezogen werden.

Außerdem gibt es noch Füllmaterial in Form von niedlichen kleinen Katzen und  Blumentöpfen, die man verwenden kann, wenn die ausliegenden Beete so gar nicht auf den Plan passen wollen. Die Katzen sind Joker, wir bekommen sie, wann immer wir einen Wertungswürfel über eine gewisse Siegpunktschwelle bewegen.

Neben der gemeinsamen Auslage gibt es nur ein winzigstes interaktives Element: Zwei Bienenstockmarker werden für geradezu niedlich wenig Bonuspunkte an diejenigen verliehen, die zuerst einen ihrer Wertungsklötze aufs Zielfeld schieben konnten. Ich spekuliere mal scherzhaft, dass es die überhaupt nur gibt, weil noch Platz auf dem Stanzbogen war.

Für Spieler, denen es an räumlichem Vorstellungsvermögen mangelt, liegt zudem ein Sonnenschirm bei, den man jederzeit mit Beeten aus der Auslage tauschen darf, um sie auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen.


Wie spielt sich das?

Zwei Worte fallen mir zu Cottage Garden ein: atmosphärisch und gefällig.

Ich verwende atmosphärisch statt thematisch, weil das Spiel an sich eigentlich völlig abstrakt ist, wir puzzlen unter gewissen Restriktionen und bekommen dafür Punkte. Das Thema ist allerdings sehr klug gewählt, es sticht heraus, und das Material ist einfach schnuckelig gemacht. Die Aquarelle sind wunderschön, und es gibt so viele liebevolle Details. Alleine die Katzen sind vermutlich schon ein Kaufargument für den einen oder anderen Spieler, aber damit hört es nicht auf. So kindisch das auch anmuten mag, es muss natürlich andauernd mit der Pappschubkarre herumgefahren werden, und auch wenn es ihn eigentlich nicht bräuchte, wird natürlich jedes Mal der Sonnenschirm platziert. Mit einer dezenten Handbewegung, die an einen englischen Landlord erinnern will, der zur Teetasse greift. Cottage Garden ist einfach einladend.

Gefällig schreibe ich, weil die Partie locker und harmlos vor sich hinplätschert. Regeln und Aufgabe sind eher einfach, und wirkliches Optimieren betreibt nur, wer das eben zwanghaft tun muss. Die Möglichkeit gibt es, liegen doch alle Informationen offen, aber wozu, wenn man auch gemütlich vor sich hinpuzzlen kann, wie an einem Sonntagnachmittag im Garten?

Wir tun uns auch nicht weh: Ja, es ist theoretisch möglich, sich gegenseitig Beete streitig zu machen, aber niemand macht sich die Mühe, auf die Nachbartableaus zu schielen. Das hört sich recht solitär an, und das ist es auch, dieses Wort muss allerdings nicht immer als Kritik verstanden werden, hier dient es lediglich der Kategorisierung.

Das einzig Negative, was mir auffiel, ist die Spieldauer. Für das, was wir hier tun, zieht es sich dann doch ein bisschen. Die Spieldauer leitet sich vermutlich aus der Augenzahl des Würfels ab, aber ich glaube, ungefähr eine Runde weniger hätte dem Spielerlebnis nicht geschadet. Schließlich bauen wir nichts von Dauer, und so wird die Aufgabe irgendwann etwas repetitiv.


Wertung

Im Vergleich zum wohl sehr ähnlichen Patchwork vom selben Autor fehlt es wohl etwas an Spieltiefe, irgendein toller Wertungskniff wird vermisst. Das kenne ich aber nicht, daher kann ich dazu nicht viel sagen.

Nach den Kriterien von Boardgamegeek lande ich ungefähr bei einer 6/10, was so viel heißen will wie „Nettes Spiel, werde ich gelegentlich spielen, wenn ich in Stimmung bin.“ Aber zum einen bin ich vielleicht nicht hundertprozentig die Zielgruppe, und zum anderen fehlt dabei natürlich der Bonuspunkt für die Katzen. Also 7/10.

 

2 Gedanken zu “Angespielt – Cottage Garden

  1. Es kommt selten vor – diesmal stimme ich aber mal wieder mit dir überein. Zum Patchwork Vergleich: Patchwork ist direkter und die Entscheidungen sind viel wichtiger und Bedeutender. Cottage Garden ist insgesamt einfach netter.

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