Angespielt – Not Alone

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Bildquelle: BGG

Wir sind gestrandet auf einem feindseligen Planeten, müssen ums Überleben kämpfen und  einen Ausweg finden. Bei diesem Thema musste ich sofort an einen der schlechtesten Filme der letzten Jahre denken, After Earth von M. Night Shyalaman.

Spoiler: Ganz so schlimm ist das Spiel nicht. Aber nahe dran.


Wie geht das?

Gespielt wird Alle gegen Einen.

Die Überlebenden haben zunächst fünf Orte als Handkarten zur Auswahl, später bis zu zehn. Jeder von ihnen spielt eine Karte verdeckt aus, dort geht er in dieser Runde hin. Dann sagt das bösartige Alien seinen Aufenthaltsort an, in der Hoffnung, dort jemanden aufzufressen. Trifft es, verliert der Überlebende einen seiner drei Lebenspunkte. Nicht angeknabberte Spieler dürfen ungestraft die Funktion ihrer Ortskarte nutzen.

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Die zehn Ortskarten; Bildquelle: BGG

Einmal gewählte Karten liegen offen, nach und nach müsste sich also die geheime Information verringern und das Alien sicher gefüttert werden. Aber so einfach ist es dann doch nicht, denn einige der Orte lassen die Spieler in irgendeiner Form ihre Karten wieder aufnehmen.

Um das Geschehen noch weiter durchzuwirbeln, bekommen beide Seiten Zugriff auf Aktionskarten. Im Stapel des Aliens finden sich diverse Möglichkeiten, an mehreren Orten gleichzeitig zu suchen, oder sie unbetretbar bis unbrauchbar zu machen. Die Karten der Menschen dienen natürlich in erster Linie ihrem Überleben.

Neben den Ortskarten liegt eine Punkteleiste, die Seite, die zuerst die Mitte erreicht, hat gewonnen. Das Alien bekommt natürlich immer dann Punkte, wenn es Überlebende anknabbert. Die dagegen bekommen stets einfach so einen Punkt, und weitere obendrauf, falls sie spezielle Orte ansteuern, die aber natürlich mit Zähnen und Klauen verteidigt werden.


Macht das Spaß?

Not Alone hat meiner Meinung nach zwei Probleme, die irgendwie miteinander zu tun haben: Blindes Herumraten und mangelnde Kommunikation.

1. Stochern im Nebel

Dem Alien fehlen Anhaltspunkte, weil alle Orte gleichermaßen interessant sind. So beschleunigt zum Beispiel die 4 den Sieg der Überlebenden, und müsste eigentlich verteidigt werden. Aber was, wenn ich dort sitze, und sie wählen die 1? Die lässt exakt den Ort nutzen, an dem das Alien gesucht hat (ein ziemlich billiges Ha-ha!). Die anderen Orte füllen Handkarten auf, und weil die Menschen irgendwann von alleine gewinnen, sind die mindestens genauso attraktiv.

Gehen die Handkarten tatsächlich mal zur Neige, müsste das Alien theoretisch endlich einmal zum Zuge kommen, aber auch das verhindert die Spielregel: Überlebende dürfen eine Art „Suizid“ wählen, selbst Lebenspunkte ausgeben, um Ortskarten wieder aufzunehmen. Das Alien bekommt dann zwar Punkte, aber ohne die Befriedigung, mal tatsächlich jemanden in die Enge getrieben zu haben.

Mit steigender Spieleranzahl füllt sich der Magen des Aliens natürlich von alleine, aber das macht es nicht befriedigender. Ein Zufallstreffer bleibt ein Zufallstreffer, auch wenn die Trefferquote angehoben wird.

Helfen die Aktionskarten? Die geben dem Alien das Gefühl, endlich mal die Spieler ordentlich unter Druck setzen zu können. Aber die zufälligen Aktionskarten der Spieler könnten natürlich genau das passende Gegenmittel mitbringen. Immer noch reines Glück.

Ähnlich ergeht es übrigens den Überlebenden. Erwischt werden oder nicht, das hat wenig mit gutem oder schlechtem Spiel zu tun. Es ist Zufall. Und spätestens wenn die Karten 6-10 ins Spiel kommen, können sie sich eigentlich zurücklehnen und darauf warten, dass das Spiel zu ihren Gunsten endet, indem sie völlig wahllos Orte ansteuern, nur darauf bedacht, ihre Handkarten zu behalten. Ich habe in einer Partie einfach mal zufällige Karten gezogen, fühlte sich auch nicht anders an.

2. Wo ist die Kommunikation?

Jamey Stegmaier beschreibt hier, wie sehr ihn die Grundidee von Not Alone beeindruckt: Ein quasi kooperatives Spiel, in dem der Antagonist mitlauscht. In der Tat, ein interessantes Konzept. Mein Problem damit: Das findet hier einfach nicht statt.

Absprachen unter den Überlebenden könnten überhaupt nur in Form von vagen Andeutungen oder Bluffs funktionieren. Das bringt aber niemandem etwas, schon gar nicht dem Alien. Bei uns hielten alle eher die Klappe, setzten ein Pokerface auf und spielten alleine vor sich hin.

Natürlich gab es ein wenig Tabletalk, das Alien fühlte etwa den Überlebenden auf den Zahn und hoffte, Informationen rauszukitzeln, einzelne Überlebende versuchten Doppel- und Triplebluffs, bevor sie ihre Ortskarte ausspielten… Aber das reichte mir nicht.


Wertung

Not Alone ist ein Spiel, das einen gewissen Hype erfahren hat. Es bekam ordentlich Vorschusslorbeeren, unter anderem vermutlich wegen dem eher ungewöhnlichen Thema, und weil es recht hübsch anzusehen ist.

Für mich funktioniert es aber offensichtlich nicht so recht. Ich möchte nicht ausschließen, dass der Fehler auf meiner Seite liegt, vielleicht sehe ich seine Stärken einfach nicht, aber ich muss das glaubich erstmal nicht mehr auf dem Tisch haben.

 

Ein Gedanke zu “Angespielt – Not Alone

  1. Wir haben Not Alone letztes Jahr in Essen durch Zufall entdeckt und waren von der Grafik angetan. Also ran an den Tisch.
    Was soll ich sagen: Ich glaube, es liegt nicht an Dir. Ich hätte ungefähr haargenau das gleiche schreiben können wie Du. Schade um die eigentlich gute Idee.

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