Ich hab jetzt seit geraumer Zeit nix mehr in diesen Blog geschrieben, aus verschiedenen Gründen. Spielen und Spiele erfinden ist nicht wirklich in den Hintergrund getreten, aber ich hatte einfach zu viel zu tun, um darüber zu schreiben. Die Arbeit führte mich für eine längere Ausgrabung weg vom heimischen Rechner, nebenher wollten diverse Urlaube geplant und gemacht werden, und irgendwer muss noch meine baldige Hochzeit planen.
Hier mal ein kurzes, teils brettspielrelevantes Statusupdate.
Ich war wieder in Göttingen auf dem großen Spieleautorentreffen, wo ich eine Menge schöne Gespräche am Tisch und drumherum hatte. Diesmal prügelten sich gefühlte 500 Autoren um gefühlte 20 Redakteure, aber man kennt sich ja langsam und kann die Leute zur Not auch einfach anrufen, und so hatte ich dann doch noch ein paar erfolgreiche Gespräche am Tisch. Auch wenn ich mich gar nicht so recht angestrengt habe, denn…
…danach ging es direkt mit den Cliquenabendlern auf das große Mallorca Gathering. Dort ist die Autor/Verlag Quote ein klein wenig besser, wenn auch die Mann/Frau Quote dieses Jahr ziemlich absurd war. 😉

Im Prinzip schließen wir uns dort eine ganze Woche lang in einer hübschen Finca ein und spielen wie die Verrückten, sowohl Prototypen wie auch baldige Neuerscheinungen. Weil in dieser Branche ungefähr jeder ein netter Mensch ist, helfen sich hier alle gegenseitig beim testen, verbessern, zerrupfen, einschätzen, überarbeiten. Man könnte das natürlich auch in einer Jugendherberge in Hinterdupfing veranstalten, aber eine Finca mit Pool und spanischer Küche ist halt schon geiler. 😉
Für die Redakteure gilt das wirklich als Arbeitszeit (auch wenn es hier nicht so aussieht), für den kleinen Autor wie mich schon eher als Ferien – und natürlich Leute kennen lernen, neudeutsch „networking“. Für mich war es das zweite Mal, aber sicher nicht das letzte. Einfach toll da.
Mein Paleo Prototyp kam bei beiden Events durchweg gut an und ich bin immer noch nicht damit fertig, die ganzen an die Verlage adressierten Pakete fertigzubasteln. Geht auch langsam richtig ins Geld, jeder Proto kostet mich gute 20 Euro.

Paleo ist ein kooperatives, erzählerisches Spiel mit Elementen von Deckbuilding. Unser Stamm wandert durch die Tundra und begegnet dabei verschiedensten Karten, die wir jagen, aufsammeln oder sonstwie nutzen dürfen…. wenn wir nicht gerade selbst gejagt werden. Auch wenn man mit der Zeit eine gewisse Ahnung entwickelt, so ganz weiß man nie, was die Tundra heute bieten wird, und sie ist auch ständig im Wandel, alte Karten gehen raus, neue, teils unbekannte Karten wandern hinein…
Dass es sich so erlebnisreich und thematisch spielt, war wohl ein Volltreffer meinerseits. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit der Resonanz, die ich bisher bekommen habe.
Dann ging es wieder nach Fontainebleau, klettern und campen. Mit dabei neben dem kleinen Proto zum Testen natürlich wieder das beste Spiel aller Zeiten, in der praktischen Reiseedition mit nur zwei großen und zwei kleinen Schachteln.

Da hängt man dann eigentlich die meiste Zeit am Fels rum. Es liegen da hunderttausende „Boulder“ im Wald rum, und zig zehntausende sind in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bewertet und zu „Parcours“ zusammengefasst. Wobei mit kleinen bunten Punkten genau definiert ist, wo man anfangen muss und was man anfassen darf, um das Kletterproblem zu lösen.

Nach ein paar Jahren hat man die wichtigsten Tricks raus, vor allem, wie man die teils etwas gruseligen „Ausstiege“ (oben um die Felskante rumkommen) bewältigt, ohne dass man 6 Meter rückwärts runterfällt und sich die Beine bricht. Das ist nämlich etwas, das man in Kletter- und Boulderhallen nicht tut, da hört man an der Kante einfach auf. Was jetzt noch fehlt, ist Körperspannung.
Und wo bleiben die Reviews?
Gespielt habe ich genug, ich versuche immer noch, ein bis zweimal dazu zu kommen. Da waren auch hübsche Neuheiten und Click-Garanten dabei, die ich eigentlich noch besprechen wollte, aber mir ist ein bisschen die Laune am Kritisieren vergangen.
Ich habe in der letzten Zeit arg viele „Scheißestürme“ gesehen, sei es über Star Wars – the Last Jedi, über das Spiel des Jahres und seine Jury, über Sexismus im Brettspiel… Mir schmeckt das Niveau einfach nicht mehr, auf dem die Debatten geführt werden. Polternd, laut und unsachlich, persönlich und beleidigend, mit einer Menge Aussagen drin, die ich lieber bei einem Trump oder einer AfD sehen würde denn in meiner schönen, heilen Brettspielwelt. Aber die Arschlöcher sitzen einfach überall und erfreuen sich ihrer unverdienten Gesellschaftsfähigkeit. Meine eigenen Reviews würde ich da zwar nicht einordnen, auch wenn ich teils gerne herumpoltere, aber irgendwie sehe ich gerade nur noch ekligen, braunen Matsch, in dem ich selbst nicht herumschwimmen will.
Dann kommt da noch die DSGVO. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, ob das, was ihr da oben unter „Datenschutz“ findet, irgendwie ausreicht, oder ob es überhaupt technisch möglich ist, einen kostenlosen WordPressblog DSGVO-konform zu gestalten. Ich habe aber auch keine Lust, den ganzen Blog zu löschen, dazu ist da zu viel Herzblut drin, und dafür wird er auch immer noch zu gerne passiv mitgelesen, auch wenn ich selbst momentan eher schreibfaul bin.
Sollten mir semikluge Gedanken in den Fingern brennen oder mich ein Spiel derart zum Schreiben motivieren, dass ich einfach nicht mehr anders kann, dann wird aber natürlich wieder Content produziert.
Bis dahin, Glück auf!