Angespielt – Black Spy

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Bildquelle: Abacusspiele

Ich spiele eine blaue 2 aus, das wird schon passen, wir haben alle noch acht Karten auf der Hand, da geht schon irgendwer drüber.

Hmmm, eine rote 2… Na gut, das geht natürlich auch, macht ja nix, der nächste…

Eine schwarze 7? Du hast weder blau noch eine 2?

Na gut, noch ist nicht alles verloren, einer kommt ja noch, der hat bestimmt eine rote Karte… Was?!? Noch eine schwarze 7?

Ich habe gerade 20 Punkte mit einer 2 gemacht? Ihr seid doch schlechte Menschen!


Wie funktioniert das?

Black Spy ist ein Stichspiel: Wir teilen zu Beginn eines Durchgangs alle 60 Karten aus, darunter finden sich die Zahlenwerte von 1 bis 11 in fünf Farben. Dann spielen wir reihum eine Karte aus, die höchste Karte der angespielten Farbe bekommt den Stich und eröffnet den nächsten. Die angespielte Farbe muss „bedient“ werden, oder – und das ist neu – die angespielte Zahl: Auf eine rote 3 dürfen etwa rote Karten oder beliebige 3er gelegt werden, nur wer weder Rot noch 3er in der Hand hält, darf irgendeine Karte ausspielen. Trümpfe gibt es nicht.

Um genau zu sein, ist Black Spy ein Stichvermeidungsspiel. Wer nach ein paar Durchgängen eine – von der Spieleranzahl abhängige – Punktegrenze durchbricht, beendet das Spiel als Verlierer, gewonnen hat derjenige mit den wenigsten Punkten.

Wie bekommt man Punkte? Auf allen schwarzen Karten sind (negative) Pluspunkte abgedruckt, nur auf den bunten 7ern finden sich (positive) Minuspunkte. An dieser Stelle ein Dank an Abacus, auch wenn es nie schwer zu verstehen ist, es macht beim Erklären total Spaß, von „Pluspunkten, also schlechten Punkten“  und „Minuspunkten, also guten Punkten“ zu sprechen. Als besonders hundsgemein hervorzuheben ist die schwarze 7, die nicht nur die meisten Punkte mitbringt, sie tummelt sich obendrein gleich sechsmal im Stapel.

Eine kleine Hintertür gibt es: Erobert jemand im „Durchmarsch“ jede einzelne schwarze Karte, so darf er allen anderen Spielern seine Punkte reindrücken. Das ist aber natürlich ein hochriskantes Manöver.


Wie spielt sich das?

Ich mag die Aufgabe, meine Hand so zu spielen, dass ich im Idealfall an den meisten Stichen vorbeikomme. Dabei spielen Gedanken wie die folgenden eine große Rolle:

  • Mindestens eine Farbe muss früh weg, damit ich hier den Bedienzwang umgehen und hohe Karten anderer Farben loswerden kann, oder früh schwarze Karten verteilen darf.
  • Niedrige schwarze Karten sollte ich so lange wie möglich halten, damit ich nie, nie und niemals nie einen Stich mit angespielter schwarzer Farbe gewinnen muss.
  • Kann ich den Stich gefahrlos mit einer hohen Karte übernehmen, weil vermutlich noch alle nachfolgenen Spieler punktefreie Farben bekennen müssen? Oder muss ich schon jetzt eine niedrige Karte oder eine Fehlfarbe beigeben? Dann habe ich die hohe Karte aber später noch auf der Hand.

Aber das klappt natürlich selten bis nie.

Ich habe oben schon das Wort hundsgemein verwendet, und das trifft Black Spy meiner Meinung nach am besten. Das Spiel lebt von Momenten, wie ich sie in der Einleitung beschrieben habe, wenn einem Spieler völlig unerwartet Punkte um die Ohren gehauen werden. Das gilt für beide Seiten: Es bereitet diebische Freude, anderen Spielern Punkte reinzudrücken, aber nicht minder mag ich die Verzweiflung, wenn es mir selbst passiert.

Derlei Launen des Schicksals muss man natürlich aushalten können. Das gilt auch, wenn ich meine Kartenhand anschaue und mir das traurige Glück ausrechnen kann, dass ich vermutlich zu viele Stiche bekommen werde. Und es gilt für den Gesamtsieg, es kann und wird passieren, dass einzelne Spieler haushoch abgestraft werden und keinerlei realistische Chancen mehr haben. Was Black Spy vermutlich für einige Spielertypen disqualifiziert, mir selbst sind solche aber noch nicht begegnet.

Weil der komplette Stapel ausgeteilt wird, ist es möglich, „Karten zu zählen“. Das wird zwar durch die ungewohnte Bedienregel zum Teil ausgeglichen, aber dennoch: Sitzt jemand mit am Tisch, der sein Leben lang Schafkopf, Skat oder Doppelkopf gespielt hat, er ist schon deutlich im Vorteil.


Wertung

Black Spy zählt momentan zu meinen absoluten Lieblingsspielen, befindet sich selbstverständlich in meiner Sammlung und bekommt die Prädikatswertung „Großes Showgeschäft“.

Das Spiel gibt es schon ziemlich genau so lange, wie ich lebe. Ein echter Jammer, dass ich es erst kürzlich entdecken durfte. All die verpassten Partien…

 

3 Gedanken zu “Angespielt – Black Spy

  1. Danke für die Rezension! 🙂

    Kennst du „Sticheln“? Das ist vom Spielprinzip nicht ganz unänlich (Stiche vermeiden, Schadenfreude, Boshaftigkeit). Black Spy habe ich jetzt noch nicht gespielt, aber Sticheln klingt für mich fast noch rafinierter.

    Gefällt 1 Person

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