
Las Vegas ist ein schnelles Würfelspiel mit niedriger Einstiegshürde. Es fällt für mich in die Kategorie „Filler“: Es lässt sich vorneweg, hintendran oder dazwischen reinpopeln, ist einfach zu erklären und braucht nicht allzu viel Zeit, Material oder Gehirnschmalz.
Wie geht das?
In der Mitte liegen die sechs Kasinos, für jede Augenzahl eines. Daneben werden Spielgeldscheine gelegt, deren Höhe zwischen 10.000 und 90.000 schwankt.
Jeder bekommt einen Haufen Würfel seiner Farbe. Die Spieler würfeln reihum, suchen sich eine Augenzahl aus und legen alle Würfel mit dieser Zahl auf das passende Kasino.
Wenn irgendwann alle Würfel aufgebraucht sind, werden die Kasinos gewertet, es bekommt immer derjenige Geld ausgezahlt, der am meisten Würfel dort liegen hat. Bei mehreren Geldscheinen bekommt auch der zweite oder gar dritte Geld. Der Kniff: Haben zwei oder mehr Spieler gleich viele Würfel in einem Kasino, bekommen sie gar nichts. Es gewinnt also zum Beispiel derjenige den Geldschein im Kasino 2, der dort nur einen Würfel hat, wenn zwei Mitspieler dort drei Würfel liegen haben.
Dann werden die Kasinos neu bestückt, und es geht wieder von vorne los. Irgendwann hört man auf, und der mit dem meisten Geld hat gewonnen.
Es gibt noch ein paar Besonderheiten, diverse Erweiterungen, Hausregeln und so weiter, die man modular einbauen kann, aber die lasse ich hier weg. Das Grundprinzip bleibt immer ähnlich.
Was passiert?
Dass es ein Glücksspiel ist, brauche ich vermutlich nicht dazuschreiben. Ich mache es trotzdem. Gerade wenn die Würfel weniger werden, passieren oft eher ungewollte, hin und wieder äußerst glückliche, kurz: völlig zufällige Dinge.
Strategie wird nicht allzu groß geschrieben. Man will natürlich zu den Kasinos, wo es die dicksten Scheine gibt, hin und wieder ist es aber auch besser, sich aus den Bietschlachten herauszuhalten und die kleinen Scheine an den Nebenschauplätzen abzusahnen. Ansonsten gilt es vor allem zu entscheiden, in welchem Tempo man die eigenen Würfel loswerden möchte. Ist es sinnvoll, seine Würfel so langsam wie möglich rauszugeben, um am Ende besser planen zu können? Oder nutze ich meinen Drilling, wenn ich ihn bekomme, und lege damit stark vor?
Das sind im Wesentlichen die Entscheidungen: ums große Geld kämpfen ja/nein, die Würfel schnell/langsam loswerden. So weit, so gut. Das passt alles, und es ist ja auch ein einfaches Spiel. Kommen wir zu dem Aspekt, den ich überhaupt nicht mag.
Es gab vor einiger Zeit ein soziales Experiment an der Universität Oxford: Dort durften die Teilnehmer ein Glücksspiel spielen, bei dem man eigentlich nur gewinnen konnte. Echtes Geld. Aber halt unterschiedlich viel. Danach wurden ihnen anonym die Gewinne der anderen Spieler angezeigt, und sie durften für je einen eigenen Dollar vier Dollar eines Mitspielers verbrennen. Der überwiegende Teil der Probanden handelte nun rein destruktiv, sie hatten nichts besseres zu tun, als alle Gewinne in Luft aufgehen zu lassen, aus purem Neid, auf Kosten ihrer eigenen Gewinne.
Dieses Verhalten findet sich in jeder Partie Vegas wieder, die ich bisher gespielt habe. Irgendeine besonders destruktive Natur ist immer dabei. Einer, der gefühlt nichts besseres zu tun hat, als sich daran zu erfreuen, andere zu ärgern. Du hast hier drei Würfel, ich jetzt auch. Höhö, ich bekomme zwar nichts, aber du bekommst auch nichts. – Toll, danke für nichts.
Sinn würde das vielleicht machen, wenn man dieses Vorgehen nutzt, um einen führenden Spieler auszubremsen, aber hier erschien es immer völlig wahllos. Genauso wie die Frage, wer am Ende gewinnt. Irgendwer. Es erschien mir selten derjenige zu sein, der am Klügsten spielt. Vielleicht derjenige, der am Glücklichsten war? Nein, einfach irgendwer.
Fazit
Siehe Die unüblichen Verdächtigen. Wenn ich das Gefühl habe, nicht an einem Spieltisch zu sitzen, sondern an einem sozialen Experiment teilzunehmen, in dem es nur um niedere Instinkte geht, hier Neid und Schadenfreude… dann kann ich es auch lassen.
Ich spiele Las Vegas nur sehr widerstrebend, es macht mir einfach keinen Spaß. Aber leider findet sich im Spieleclub immer wieder jemand, der es unbedingt auf den Tisch legen muss. Na ja. Immerhin ist es schnell vorbei. 😉