
In Animals on Board füllen wir unsere private Arche mit allerlei Getier mit niedlichen Kulleraugen. Anders als Noah handeln wir aber nicht im Gottesauftrag, sondern aus niederen Instinkten. Es ist uns völlig egal, welche Tiere wir vor den Fluten retten, Hauptsache, die Siegpunkte stimmen.
Wie funktioniert das?
Wir sammeln Tierpättchen aus einem Pool von ungefähr einem Dutzend Rassen, wobei jede Tierart in fünf verschiedenen Wertigkeiten daherkommt.
Dazu spielen wir mehrere Durchgänge, die jeweils so lange andauern, bis jeder Spieler Tiere erworben hat – und dann sofort passen musste. Sammelt jemand zehn Tiere, endet das Spiel nach diesem Durchgang, und wir prüfen, wer sich die hochwertigsten Viecher unter den Nagel reißen konnte.

Zu Beginn jedes Durchgangs liegt in der Mitte eine Herde von dreizehn Tieren. Das Wort Herde bedeutet, dass sie als aneinander liegende Gruppe formiert sind. Nun wählen wir reihum eine der beiden folgenden Aktionen:
- Teilen: Eine bestehende Herde in zwei Herden aufteilen, also mindestens ein Tier abspalten. Als Belohnung bekommt der teilende Spieler eine Nahrungskiste.
- Kaufen: Eine komplette Herde erwerben, jedes Tier darin kostet eine Nahrungskiste, unabhängig von seinem Wert. Nach dem Kauf ist man für diesen Durchgang raus.
Klingt simpel?
Wäre es auch, gäbe es da nicht einen Kniff in der Wertung zum Spielende:
- Hält ein Spieler nur ein Tier einer Rasse, zählt es mit seinen Siegpunkten (1-5).
- Hat ein Spieler genau zwei Tiere einer Rasse, zählen sie gar nicht.
- Sind es gar drei oder mehr Tiere einer Rasse, zählen alle davon mit je fünf Punkten, unabhängig von ihrer Güte.
Wir teilen also zunächst die große Herde, die sich kein Mensch leisten kann, in immer kleinere Häppchen, und achten dabei darauf, keine Steilvorlagen zu bieten. Findige Spieler passen natürlich auf, welche Rassen die Mitspieler sammeln, und verweigern diese oder gruppieren sie zumindest neben unattraktives Kleinvieh. Weil die Herden immer kleiner werden und wir fürs Teilen bezahlt werden, können wir uns zwangsläufig irgendwann ein paar Viecher leisten, die Frage ist dann nur, welche.
Wie spielt sich das?
Animals on Board ist eines dieser Spiele, das nur von einem einzigen Mechanismus getragen wird. Hier ist das: Ich teile den Kuchen, du wählst ein Stück – oder du teilst weiter.
Und wie so oft bei diesen Spielen stellt sich die Frage: Reicht das? Trägt das über die gesamte Partie?
Für mich kann ich sagen, dass ich die Entscheidungen durchaus spannend fand und meinen Spaß hatte. In meiner einen einzigen Anspielpartie. Meine Vereinskollegen, die das Spiel für die deutsche Brettspielmeisterschaft, wo das aus für sie unerfindlichen Gründen Finalspiel war, regelrecht trainieren mussten, beklagten sich allerdings lautstark. Es hing ihnen so richtig zum Hals raus, was wohl gewisse Rückschlüsse auf den Wiederspielwert erlaubt. Vielleicht sind sie aber auch einfach nicht die Zielgruppe.
Obwohl es recht einfach daherkommt, bietet Animals on Board ein gewisses Potential, von Grüblern in die Länge gezogen zu werden: Welche Tiere spalte ich ab, damit ich einen Vorteil habe? Welche Tiere sammelt der andere nochmal? Passt das so? Nein, warte, nochmal zurück, vielleicht lieber so. Außerdem kann man mit dem Grübeln erst anfangen, wenn man selbst an der Reihe ist, da die Käufe und Abspaltungen der anderen Spieler nicht gerade unerheblichen Einfluss auf die eigenen Entscheidungen haben. Dass ich mir dabei merken muss, welche Tiere die anderen Spieler gekauft haben, denn die sind hinter hübschen bootsförmigen Pappkonstrukten verborgen… sagen wir, ich bin zwiegespalten. Vermutlich gut so, aber ich empfinde es auch nicht gerade als angenehm.
Dazu kommt ein deutlicher Glücksfaktor: Es spielen lange nicht alle Tiere mit, und es kann und wird passieren, dass Spieler sich mit nichtsnutzigen Pärchen die Wertung verhageln, weil sich etwa der dritte Gorilla weigert, überhaupt aufgedeckt zu werden. Oder weil sie blöderweise und unwissentlich dieselben Tiere sammeln. Und durch die möglichen Steilvorlagen von unvorsichtigen Sitznachbarn gelingen hin und wieder äußerst siegpunktträchtige Abstauber, die man schon fast Königsmacher nennen könnte. Manchmal erfolgen die gar mit Zugzwang: Ich will nicht teilen, kann aber auch nicht kaufen, also muss ich teilen, und der nächste sahnt ab.
Wertung
Es fällt mir schwer, Animals on Board einzuordnen. Die gar nicht so unknifflige Aufgabe, mir die Tiere von drei Spielern merken zu müssen, und entsprechend Herden auseinanderzuklambüsern, lässt es für mich eher in Richtung Vielspieler wandern. Für die hat das Spiel aber vermutlich ein bisschen wenig Fleisch an den Knochen, und vermutlich einen eher frustrierenden Glücksfaktor.
Mein Bauchgefühl bewertet es mit ungefähr 5/10, wobei da schon ein Bonuspunkt fürs niedliche Spielmaterial von Alexander Jung dabei ist. Das heißt dann ungefähr: Sollte es mir nochmal vorgesetzt werden, spiele ich es wohl mit, ich werde es aber vermutlich nicht selbst vorschlagen oder gar kaufen.