http://de.wikipedia.org/wiki/Funkenschlag_%28Spiel%29
Das Spiel mit dem imho nicht sehr verkaufsfördernd gewählten Titel „Funkenschlag“ ist eine einfach-komplizierte Wirtschaftssimulation.
„Kompliziert“, weil man eine Menge machen muss, aber auch „einfach“, denn die einzelnen Schritte sind dann sehr elegant gelöst (als laienhafter Brettspielbastler habe ich mich an einigen Stellen sehr über das Spieldesign gefreut).
Spielinhalt
Während des Spiels kauft man zunächst über ein recht simples Auktionsprinzip Kraftwerke (Bild: die Karten unten), die immer teurer, aber auch immer effizienter werden: sie befeuern mit immer weniger Rohstoffen immer mehr Fabriken.
Außerdem kauft man Rohstoffe (Bild:die Marker über den Karten), um die Kraftwerke zu betreiben, auch hier gibt es ein sehr elegantes Preissystem für Angebot und Nachfrage: es werden jede Runde nur ein paar Rohstoffe auf der langen Leiste nachgelegt, und von je weiter rechts man die Dinger kauft, desto teurer sind sie. Ergo: wollen viele Spieler einen speziellen Rohstoff, steigt der Preis mit der Nachfrage, will niemand einen Rohstoff, sinkt er langsam.
Dann kauft man Fabriken/Häuser auf dem Plan. Man bezahlt die Verbindung zwischen den Städten (diese etwas unschönen riesigen Schläuche) und einen Fixpreis obendrauf, und am Anfang darf in jede Stadt erstmal nur ein Spieler (später zwei, dann drei).
Durch das Betreiben der Kraftwerke mit Rohstoffen versorgt man zuguterletzt die eigenen Fabriken mit Strom, dadurch verdient man dann Geld, und dann geht es wieder von vorne los.
Macht das Spaß?
Schon. Mir hat besonders gefallen, wie die einzelnen Abschnitte des Spiels gelöst werden (neben dem oben beschriebenen gibt es noch ein paar clevere Mechaniken, die zB verhindern, dass die teuren Kraftwerke schon am Anfang dabei sind, es gibt auch einen gewissen „Ausgleich“ für ärmere Spieler). Mir gefällt auch, dass es ziemlich planbar und alleine vom Können der Spieler abhängig ist – im Gegensatz zu Wirtschaftsspielen, die eigentlich nur der Zufall entscheidet, wie etwa Monopoly.
Interaktion gibt es aber so gut wie gar nicht.
Man kann sich bei den Kraftwerksauktionen nur ein kleines bisschen ärgern, aber auch nicht wirklich, weil derjenige, der eins bekommt, nicht mehr teilnehmen darf (man kann also nicht wirklich Kraftwerke horten/blockieren/wegschnappen).
Man kann zu Beginn versuchen, andere Spieler auf der Karte „einzubauen“, weil in jede Stadt erstmal nur einer darf, aber wenn die Spieler sich nicht saublöd anstellen, geht es doch nur um ein paar Dollar mehr oder weniger, und die zweite Phase kommt recht schnell, sprich: dann war’s das mit einbauen (weil man selbst auch nur eine Fabrik in einer Stadt haben darf, kann man nichts mehr „blockieren“).
Man kann auch nur bedingt Rohstoffe aufkaufen, um sie für die anderen teurer zu machen, und sie ihnen verkaufen darf man ohnehin nicht (ich hatte gegen Ende einen satten Einkommensvorsprung und hätte gerne ein bisschen „mit Rohstoffpreisen spekuliert“).
Kurzum: jeder spielt mehr oder weniger für sich. Das ist jetzt aber nicht allzu negativ anzusehen, solche Spiele braucht es ja auch.
Einen echten Abzug gibt es für mich allerdings auch: Ich habe das starke Gefühl, dass das Spiel (spätestens nach ein paar Partien) zu einfach zu durchschauen ist. Du kannst vermutlich mehr oder weniger genau die eine „ideale Strategie“ rausfinden und diese dann ohne Abweichungen durchziehen, weil der Zufall äußerst begrenzt ist und es nicht ausreichend viele Variablen und Unwägbarkeiten gibt (und eben auch keine echten Möglichkeiten, sich gegenseitig an den Karren zu fahren). Hier ist das einzige Glücksmoment, welche Kraftwerke aufgedeckt werden, und die einzige Interaktion, wer wie viel bietet, und beides ist irgendwann ziemlich egal.
Wenn man sich etwa hinsetzt und rechnet oder gar ein Programm für das Spiel schreiben würde, sollte diese „ideale Strategie“ schnell gefunden sein. Verglichen mit einem Spiel wie Schach ist die Anzahl der Kombinationen und Variablen nicht besonders hoch, und dort dringen die Computer schon immer weiter vor (iirc wurden schon alle Kombinationen von „nur noch 10 Figuren auf dem Brett“ bis zum Ende ausgerechnet und vollständig gelöst, nicht, dass sich ein Mensch die Zigmillionen Varianten mit teilweise 500+ Zügen merken könnte, aber „gelöst“ ist es).
Mit ca. 50€ ist das Spiel fair bepreist, denn auch das Design und die Qualität des Materials sind ganz ordentlich (wir haben die „deluxe“ Edition gespielt, es gibt eine ältere Version, die vom Design her ein bisschen weniger verspielt und „steampunkig“ ist, dafür aber auch zB Pappmarker für die Rohstoffe hat statt bunte Spielsteine oder so, muss jeder selbst wissen, erhältlich sind wohl beide). Es gibt eine Reihe Erweiterungen, die jeweils kleinere Änderungen enthalten (in China sind die Kraftwerke vorsortiert wegen der Planwirtschaft, in Korea ist das Brett in Süd und Nord geteilt, ohne Verbindungen dazwischen, in Italien gibt es mehr Müllkraftwerke, in Frankreich früher Atomenergie, sowas eben), ob man die wirklich braucht… sei mal dahingestellt. Ich glaube nicht.
Ich gebe 8/10. Prinzipiell ein wunderschönes Spiel, bis auf den oben erwähnten „Abzug“.
[…] Funkenschlag macht das zum Beispiel richtig. Je mehr Fabriken ein Spieler hält, desto weniger Geld erhält er pro Fabrik. […]
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[…] Rohstoffpreise in diesem Spiel werden über einen sehr eleganten Mechanismus bestimmt, der ohne viel Aufwand oder Erklärbedarf […]
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